Börse: Volatiler Start ins neue Anlagejahr

15.02.2022

Das Anlagejahr 2022 hat sich bis jetzt punkto Volatilität etwa so verhalten, wie von uns im Weihnachtsschreiben vom Dezember beschrieben. Am ersten Handelstag im neuen Jahr wurden rund um den Globus nochmals neue Rekordstände notiert. Doch dann bewegten sich die Kurse in negatives Territorium, unterbrochen von teils heftigen Gegenbewegungen mit Kursgewinnen von 2% und mehr am Tag. 

Der Ukraine Konflikt sorgt für Unsicherheit und Nervosität. Die angespannte Lage äussert sich in neuen Höchstständen von Öl- und Gaspreisen, welche sich wiederum in weiterhin steigenden Inflationszahlen manifestieren. Die Teuerung in der Schweiz konnte sich dieser Tendenz bis jetzt entziehen. Die am Freitag publizierte Inflationsrate beläuft sich auf 1.6%. Deutlich nachgelassen hat hingegen der Einfluss von Corona auf die Kapitalmärkte. 

Die ebenfalls letzte Woche veröffentlichten amerikanischen Konsumentenpreise zeigen hingegen eine Inflationsrate von 7.5%, dies ist der höchste Wert seit 1982. Die Zinserhöhungen werden Tatsache, die amerikanische Notenbank hat dies deutlich signalisiert. Eine erste Zinserhöhung wird im März kommen, dies wird dem USD aber nur kurzfristig helfen. Der langfristige Trend deutet klar auf eine Schwächung hin.

Die deutliche Überbewertung der amerikanischen Technologieaktien wurde in den letzten sechs Wochen teils massiv korrigiert. Der Technologie Index Nasdaq hat seit Jahresbeginn 11.9% verloren. Aber auch die „Corona-Gewinner“ wurden abverkauft, so Moderna (-43.9%), Biontech (-40.0%), Meta Platform (-35.2%), Netflix (-34.1%) und Zoom (-22.7%).  

Die Entwicklung im Technologiesektor hat uns dazu bewogen, einen Teil des Gewinns im Nasdaq Index mitzunehmen und die Position im Invesco QQQ-ETF in den BVG- und privaten Vermögensverwaltungsmandaten zu halbieren. 

Nun ist die Berichtsaison der 4. Quartalszahlen der Unternehmen weltweit in vollem Gange. Der Start verlief vielversprechend und hat in der Summe die Erwartungen übertroffen. Dies sollte die Aktienmärkte unterstützen.  

Unser China Engagement haben wir im Januar kritisch analysiert. Nebst der wirtschaftlichen Lage haben wir auch die politische Komponente genau betrachtet. Zwei Anlässe spielen hier eine Rolle: Die olympischen Spiele, welche am 4. Februar begannen, und der 20. Parteitag der Kommunistischen Partei im November. China wird sich anlässlich der Olympiade im besten Lichtpräsentieren, die Minderheitenproblematik und die Spannungen mit Taiwan werden in den Hintergrund gedrängt. Am Parteitag will sich Staatspräsident Xi Jinping eine dritte fünfjährige Amtszeit sichern, dazu braucht er aber unter anderem eine florierende Wirtschaft. 

Wie wir aus erster Hand bei institutionellen Meetings mit EMS Chemie und von Bucher Industries erfahren haben, ist der Bestellungseingang bei den chinesischen Firmen, wo sie als Zulieferer agieren, ausgezeichnet. Die Abarbeitung der Lieferengpässe veranschaulichen die Exporte nach Amerika und Europa, welche zu massiv gestiegenen Frachtraten für Container aus China führen. Das Bruttoinlandprodukt wird im laufenden Jahr gemäss Analystenprognosen noch um ca. 5% wachsen, im Vorjahr waren es 8.1%. Der Privatkonsum soll nun das Wachstum treiben. Die Regierung und die chinesische Zentralbank machen genau das Gegenteil der amerikanischen Notenbank und wollen die Konjunktur mit geldpolitischen Massnahmen stimulieren. Eine Ausweitung der Geldmenge und Zinssenkungen sind im Fokus.  

Wirtragen diesen Fakten Rechnung, indem wir unsere Positionierung in China reduzieren und uns vom Tracker-Zertifikat auf den CSI 300 Index trennen. Hier nehmen wir die jährliche Möglichkeit war, das Produkt ohne Ausstiegskosten zu verkaufen. Das Zertifikat hat uns dank der speziellen Ausgestaltung eine Mehrrendite von 7% gegenüber dem Index gebracht. Den aktiv gemanagten JPM China Opportunity Funds halten wir vorderhand noch in den Portfolios. Wir behalten uns aber vor, diesen zu gegebener Zeit zu verkaufen und wieder in die Zertifikatsstruktur des CSI 300 zu wechseln. 

Unsere Anlagepolitik basiert auf Qualitätsaktien mit Fokus auf eine vernünftige Bewertung. Somit sind unsere Portfolios eher defensiv ausgerichtet und reagieren nicht so stark auf kurzfristige Kurskorrekturen. Die Liquiditätsquote erlaubt uns, situativ Zukäufe bei Aktien vorzunehmen. Unser ATSWISS verzeichnet gegenüber dem Swiss Performance Index seit Jahresbeginn eine leichte Outperformance.


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