Anlagen 2022 - Jahresrückblick

22.12.2022

2022 wird als „Annus Horribilis“ in die Annalen eingehen. Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat uns über Nacht zurück in die düsteren Zeiten des Kalten Kriegs geführt, mit wohl längerfristigen Konsequenzen für die Energieversorgung Europas. Massiv steigende Verteidigungsausgaben belasten die Staatshaushalteunmittelbar nach den gewaltigen Kosten der Corona-Pandemie. Weltweit sind die Inflationsraten in Höhen geschnellt, wie wir sie seit der Ölkrise der1970er-Jahre nicht mehr gesehen haben. Obwohl die Zinsen mehrmals angehoben wurden, ist die Realverzinsung (die Differenz zwischen der Inflationsrate und dem Zinsniveau) nochmals negativer geworden. Anders gesagt: Der Sparer zahlt die Zeche. Und in den USA war die Performance eines ausgewogenen Portfolios (50% Aktien, 50% Obligationen) mit -18.5% per Ende November so negativ wie nie zuvor in den letzten 100 Jahren.

Hoffentlich haben wir Sie nicht zu sehr erschreckt und Sie lesen trotzdem weiter. Es ist denn auch nicht alles so negativ, wie es auf den ersten Blick erscheint.

Man kann sich sinkenden Märkten nicht vollends entziehen, aber man kann die Risiken minimieren. So sind wir mit einer defensiven Allokation und einem guten Liquiditätspolster ins Jahr gestartet, da wir im November 2021 hoch bewertete Aktien teilweise oder ganz verkauft haben, um Gewinne mitzunehmen. Nach dem Kurseinbruch im Frühling haben wir mit Käufen zugewartet, bis im Spätsommer die Konsequenzen des Ukrainekriegs mehrheitlich bekannt und dementsprechend in den Börsenkursen eingepreist waren. Erstklassige Aktien und vor allem erstklassige Schweizer Aktien sind der beste Inflationsschutz und die Dividendenrendite ist nach wie vor höher als die Zinssätze von Obligationen. Auf Anlagen in Euro haben wir aufgrund der Währungsrisiken bewusst verzichtet.

Dass Europa eine „Stromlücke“ hat, war schon vor 2022 bekannt. Jetzt hat sich diese zwar auch auf Erdgas ausgeweitet, positiv zu vermerken ist allerdings, dass nun ein länderüberschreitender Konsens zu dieser Thematik besteht. Die Inflation wird noch eine Weile über der Zielgrösse von 2% bleiben, der Höhepunkt ist aber wohl bereits im dritten Quartal 2022 erreicht worden. Das bedeutet, dass der Rhythmus der Zinserhöhungen durch die Zentralbanken abnehmen wird und der Zinsbuckel wahrscheinlich Mitte 2023 erreicht wird.

Einmal mehr schlägt sich die Schweiz besser als die Konkurrenz. Während die Teuerung im Euroraum auf über 10% und in den USA auf über 8% angestiegen ist, waren es in der Schweiz gerade mal rund 3%. Das Wirtschaftswachstum wird sich 2023 zwar abschwächen, eine Rezession ist aus heutiger Sicht allerdings nicht zu erwarten.

Für 2023 sind wir grundsätzlich positiv gestimmt, weil gemäss unseren Gesprächen mit rund 40 Schweizer CEOs aus diversen Branchen die Auftragsbücher gut gefüllt sind, das grösste Problem aus ihrer Sicht meist der Fachkräftemangel ist und zudem die Inflationszahlen im Jahresverlauf voraussichtlich wieder sinken werden.

Vor 10 Jahren bestand unsere Anlagestrategie mehrheitlich aus 80-90% Obligationen und rund 10-20% Aktien. Heute ist es genau umgekehrt, weil aus unserer Sicht der erzielbare Ertrag bei den Obligationen in keinem Verhältnis zum Risiko steht. In unseren BVG-Dossiers setzen wir nach Möglichkeit auf Kollektivhypotheken als Obligationenersatz. Ab 2023 können Obligationen je nach Zinssituation wieder interessanter werden.

Mit unseren regelmässigen Börsen-Updates, die Sie jeweils per Mail erhalten, werden wir Sie auch im 2023 auf dem Laufenden halten.


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