Börse: Dörf’s es bitzeli meh si?

15.07.2021

Nein, heute reden wir nicht über das Trio Eugster, sondern die Inflation. Wieviel Inflation ist gut, wann wird es kritisch? Und welche Auswirkungen kann man auf die Finanzmärkte erwarten?

Zunächst muss man die aktuellen Inflationszahlen etwas relativieren. Vor einem Jahr war die gesamte Weltwirtschaft in einer so noch nicht dagewesenen Krise und entsprechend die Preise auf Tauchgang. Heute sind wir mitten in einer Boomphase aufgrund des gewaltigen Nachholbedarfs und gewisse Produkte können nicht in ausreichenden Mengen geliefert werden, was kurzfristig zu Preissteigerungen führt.

Normalerweise würde dies zu steigenden Zinsen führen, da ein Obligationenkäufer im Prinzip eine positive Realverzinsung erwartet (Differenz zwischen Bondrenditen und Teuerung). Doch zur Bekämpfung der Pandemiefolgen schwemmen die Zentralbanken die Finanzmärkte mit derart viel Liquidität, dass ein grösserer Zinsanstieg bislang ausgeblieben ist.

Wenn man die Situation in den Währungsblöcken USD und EUR vergleicht und dazu noch den für uns relevanten CHF nimmt, sieht man ein paar wesentliche Unterschiede. Die Inflationszahlen auf Jahresbasis betragen in den USA etwa 5%, im Euroland um die 2% und in der Schweiz rund 0.5%, nachdem sie überall vor Jahresfrist teilweise klar negativ waren. Die Zielgrösse der Zentralbanken liegt bei rund 2% und würde im historischen Vergleich Bondrenditen von 3-4% erwarten lassen.

In den USA spielen die Marktkräfte noch am ehesten, doch das Fed hält dagegen, weshalb die langfristigen Zinsen nur leicht auf etwa 1.6% angestiegen sind. In Europa übersteuert die EZB die freie Marktwirtschaft, die Zinsen sind nach wie vor auf Allzeittiefst im negativen Bereich. Und die Schweiz befindet sich in einem Dilemma: Historisch gesehen waren die CHF-Zinsen immer etwa 1.5% tiefer als die EUR-Zinsen, seit Einführung der Negativzinsen ist diese Differenz jedoch verschwunden, was zu einem anhaltenden Aufwärtsdruck auf den CHF geführt hat und die SNB seit Jahren gewissermassen zu Fremdwährungskäufen zwingt.

Wie könnte es weitergehen? Wenn sich der Wirtschaftsaufschwung dank billigem Geld weiter fortsetzt, wird auch die Inflation Bestand haben, könnte sich aber aufgrund des eingangs beschriebenen Basiseffekts etwas abschwächen. Die USA werden dann wohl allmählich wieder das Zinsniveau den Marktkräften überlassen, während in der EU wahrscheinlich auf lange Sicht die Finanzierung der Mitgliedstaaten indirekt über die EZB erfolgen wird und ein politischer Wille zu tiefen Zinssätzen besteht. Und die Schweiz? Solange die Zinsen im Euroland negativ bleiben, wird sich an der Haltung der SNB kaum etwas ändern.

Was heisst das für die Aktienmärkte? Es bleibt wohl alles beim Alten, die Bewertungen sind zwar mittlerweile nicht mehr günstig, aber es fehlen nach wie vor die Anlagealternativen. Einige Experten erwarten demnächst eine technische Korrektur, doch mittelfristig bleiben die Aussichten  gut. An erstklassigen Aktienanlagen sollte festgehalten werden.

Noch ein Wort zu China: Vom Kursrückgang im März haben sich die Kurse wieder etwas erholt. Wir sind nach wie vor überzeugt vom langfristigen Potential im Reich der Mitte und bei Wachstumsraten von 6-8% pro Jahr sollte es nur eine Frage der Zeit sein, bis diese Anlagen nachhaltig in die Gewinnzone vorstossen.

Und zu guter Letzt ein erfreuliches Update zum AT Swiss, unserem Tracker auf erstklassige Schweizer Aktien. Dank der Performance von 48% seit der Lancierung Anfang 2017 ist er ein Grundpfeiler unserer Anlagepolitik und trägt substantiell zum Anlageerfolg bei.

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